Montag, 22. September 2008

Wahlspots zur Landtagswahl: Sepp Daxenberger (Grüne) gibt den besseren Konservativen

Seit ihren Gründungstagen haben die Grünen bei ihren Wahlspots gestalterisch einen Quantensprung nach vorne gemacht. Wie unfreiwillig komisch die Wahlwerbung ehedem wirkte, zeigt der Spot zur Bundestagswahl 1980 - den ich beim ersten Anschauen allen Ernstes für eine Loriot-Satire gehalten habe.



"Opa, warum sind die ganzen Fische tot?"

"Weil die Industrie das Rheinwasser vergiftet hat."

"Wer hat Dir das gesagt?"

"Die Grünen. Die arbeiten für eine gesunde Umwelt."

Welten liegen zwischen damals und dem aktuellen Spot zur bayerischen Landtagswahl 2008:



Weil man die konservativen bayerischen Wähler lieber nicht mit dem Krampfhennen-Image einer Claudia Roth oder der Esoterik-Tante Barbara Rütting verschrecken möchte, dreht sich der Spot einzig und allein um den bayerischen Sepp Daxenberger. Der kommt noch so daher, wie mancher CSU-Politiker in Bayern gerne wirken möchte: Volksnah, erdverwachsen und bayerisch-zünftig. Gedreht hat Daxenbergers Spot der Regisseur und Grimme-Preis-Träger Hans Steinbichler. Der Mann versteht sein Handwerk offensichtlich. Der Spot will den Eindruck vermitteln: "Mei, der Sepp is halt oafach a Pfundskerl, geh." Und erreicht sein Ziel.

Gedreht wurde der Film vor einer bayerischen Bilderbuchkulisse: Blauer Himmel, saftig grüne Wiese, dichter Nadelwald. Die Optik ist minimalistisch. Im Bild ist lediglich Daxenberger zu sehen.

Gleich zur Einleitung eine Aussage, die bei den Konservativen den richtigen Nerv trifft. "I war immer oana, der tief verwurzelt war. Un da wo i leb', des is mei Heimat und I ko ma nix Besseres und nix Schöneres vorstellen."

Einprägsame Botschaften, gewürzt mit einer kräftigen Prise Humor: "Bissl Gentechnik gibt's net. Des geht genausowenig wie a bisserl Schwanger zum werden. Wer für die Gentechnik ist, der entscheidet sich gegen des Leben und gegen die Schöpfung."

"46 Jahr'CSU. I denk, des reicht."

Daxenbergers Spot soll mit das von den Christsozialen propagierte Bild: "CSU = Bayern" widerlegen. Auch wenn nördlich von Ulm den Spot kein Mensch versteht. Das gelingt Daxenberger derart gut, dass CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer (managt der CSU-Wahlkampf - siehe diesen Münchner Merkur-Artikel) beim ersten Anschauen des Filmchens vor lauter Schreck vermutlich hyperventiliert hat. Wenn jetzt noch in Vergessenheit gerät, dass die Grünen vor gar nicht allzu langer Zeit die Kruzifixe aus den bayerischen Schulen verbannen wollten (siehe dazu diesen Bericht im Münchner Merkur), dann gräbt der Daxenberger Sepp auch einige Stimmen aus dem konservativen Milieu ab.

Einen habe ich im aktuellen Landtagswahl der Grünen übrigens vermisst. Wen? Kleiner Tipp in Form des Grünen-Wahlspots zur Bundestagswahl 2005:



Genau, den Dicken! Wo der in diesem Wahlkampf geblieben ist, wird eine andere Folge der Wahlspot-Analyse zeigen.

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