In unregelmäßigen Abständen werde ich hier die Werbespots der Parteien zur Landtagswahl in Bayern vorstellen und kommentieren. Den Anfang macht heute die CSU: Bieder inszeniert, dennoch aussagekräftig.
Was der Spot vermitteln soll, erklärt die CSU auf ihrer Homepage selbst
auf ihrer Homepage:
"Unser Spitzenkandidat Günther Beckstein zeigt, warum die CSU die einzige Partei ist, die Bayerns Erfolgsweg fortsetzen kann."
Und so zeigen die CSU, respektive Beckstein also, was in Bayern dank der Schwarzen so alles vorbildhaft läuft. Damit der Zuschauer mit der Interpretation der Bilder auch ja nicht überfordert wird, kommentiert Beckstein die Szenen aus dem Off.
Erste Szene: Beckstein im Anzug, lässig ohne Krawatte, diskutiert mit einer Meute Schulkinder. "Bildung wird ganz großgeschrieben. Wie haben in Bayern die besten Schulen und die besten Schüler Deutschlands." Subtext: Seht her, ich kann soagr richtig locker sein. Auch wenn ich sonst so steif daherkomme wie ein Nußknacker.
Zweitens: Ein Haufen Kinder rennt kreischend auf Beckstein zu, dahiner schieben mehrere Mütter ihre Kinderwägen. Das könnte bedeuten: Was Tokio Hotel schaffen, das schaffe ich schon lange. Aber die Bedeutung ist eine andere und wird von Beckstein auch gleich geliefert. "Für mich sind Familien und Kinder das wichtigste."
Drittens: Beckstein inmitten von Robotern in einer Fabrikhalle. Auch hier bleibt nichts der Phantasie überlassen. Denn Beckstein erklärt: "Bayern ist amtierender Deutscher Meister beim Wirtschaftwachstum." Mit dem Vergleich will die CSU offensichtlich die Fußball-Fans ansprechen.
Viertens: Zwei Polizisten reiten an Beckstein vorbei. Ein wenig seltsam, denn in Bayern werden die Verbrecher und Islamisten eher selten von Polizisten hoch zu Ross gejagt. Anschließend winkt ein Motorradpolizist dem vorbeifahrenden Ministerpräsidenten zu. Der Kommentar dazu: "Bei uns in Bayern gibt es die wenigsten Verbrechen und die höchste Aufklärungsquote."
Dann zeigt sich der evangelische Beckstein noch mit dem katholischen Kirchenoberhaupt Papst Benedikt XVI. Ein BEckstein-Kommentar fehlt zwar, trotzdem ist der Subtext klar: Ich stehe zu den christlichen Wurzeln Bayerns.
Zum Schluß steht Beckstein noch neben Bundespräsident Horst Köhler. Botschaft: Mich nehmen auch Leute ernst, die auf Bundesebene etwas zu sagen haben.
Immerhin bleiben die Szenen bleiben hängen, was bei Fernsehspots entscheidend ist. Schließlich können Parteien in den Filmchen nicht groß argumentieren. Der Spot muss eine Botschaft in verkürzter und eingängiger Form rüberbringen - und das in der knapp bemessenen Zeit von einer Minute. Und das gelingt dem CSU-Spot ganz gut.
Doch der Spot wirkt so unsäglich langweilig. Kinder, winkende Polizisten, der herumspazierende Beckstein. Gähn! Kann man das nicht ein wenig mehr emotionalisierend machen? Vor allem nervt die lasche Hintergrundmusik. Unaufdringliche, fast schon einschläfernde Gitarrenklänge, die besser zu einer Kaffewerbung passen. Da würde es nicht überraschen, wenn Beckstein auf einmal aus einem Haferl Kaffee nippt und schwärmt: "Das Aroma Mittelamerikas..."
Wie man so einen Spot tausendmal ansprechender produziert, kann Beckstein von einem anderen Konservativen lernen. Der kommt aus den USA und heißt
John McCain.
Das ist sein Youtube-Clip "Man in the Arena":
Eingängige Szenen, schnelle Schnitte und das ganze untermalt von einer treibenden, spannungsgeladenen Musik, die an das
Thema aus dem Film "The Fog of War" erinnert.
Zu Beginn eine Kamerafahrt durch die Wolken, dann erscheint der Satz: "Die Zeit ist gekommen." Anschließend ist
Winston Churchill zu sehen, im Hintergrund läuft seine berühmte Rede "we shall fight on the beaches...", die er auf dem Höhepunkt des Krieges gegen Nazi-Deutschland gehalten hat.
Dann McCain am Rednerpult und im Gespräch mit Verteranen. McCain sagt:
"Behaltet den Glauben. Behaptet Euren Mut. Haltet zusammen. Bleibt stark. Gebt nicht nach. Weicht nicht zurück. Steht auf. Wir sind Amerikaner und wir werden niemals ergeben. Sie werden sie ergeben"
Sie werden kapitulieren.
Dann Bilder vom jungen McCain in vietnamesischer Kriegsgefangenschaft. Im Hintergrund spricht wieder Churchill: "Gebt niemals nach!"
Annschließend Bilder vom beinharten US-Präsidenten
Teddy Roosevelt, dann wieder von McCain, wie er salutierend aus der Gefangenschaft zurückkehrt. Dann ist noch ein kleines Kind mit Cowboyhut und amerikanischer Flagge zu sehen, zum Ende hin läuft ein Mädchen mit wehenden Haaren in der Abendsonne durch ein Feld.
Zum Schluss: "Niemand soll mir erzählen, dass wir unser Land nicht stärker machen können. Das können wir und das werden wir auch, wenn ich Präsident bin. Gott schütze Amerika."
McCains Botschaft ist klar: "Ich bin genau der Anführer, den ihr braucht. Gerade jetzt, wo die feigen islamischen Terroristen unsere Freiheit bedrohen. Ich weiß, was Krieg ist. Denn ich bin ein richtiger Soldat gewesen, nicht so ein feiger Vietnam-Drückeberger wie dieser George W. Ich bin sicher kein Strahlemann wie dieser ewig grinsende Obama. Das waren Chruchill und Roosevelt genausowenig. Aber sie waren verdammt erfolgreich."
Zugegeben: McCains Wahlspot ist Pathos pur. Aber er wirkt.