Hans Hartung, wie ihn einige Schloßbergler beschreiben.
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So berichten die Schongauer Nachrichten in ihrer heutigen Montag-Ausgabe über die Geschichte:
Ärger überschattet Volksfest-Eröffnung
Trachtler vom Tourismusverein enttäuscht
Schloßbergler-Chef Kriesmair vermisst Geste der Dankbarkeit - Hartung will Limo spendieren
Schongau - Es war am Freitagabend ein heißes Thema auf dem Schongauer Volksfest: Warum sind fast keine Schloßbergler im Festzug mitmarschiert? Im Bierzelt machte sogar das Gerücht eines Trachtler-Boykotts die Runde. "Nein, davon kann keine Rede sein", versicherte Schloßbergler-Chef Franz Kriesmair gestern Nachmittag. "Allerdings ist uns der Tourismusverein auch nicht besonders entgegengekommen und da hat bei vielen die Lust gefehlt, mitzumarschieren."
Grundsätzlich sei der Terminkalender der Trachtler derzeit ziemlich voll. "Wir haben genug Veranstaltungen, auf denen wir präsent sein müssen", betont Kriesmair und nennt etwa das gestrige Lechgau-Trachtenfest in Lechbruck, oder den Getränkeausschank beim Historischen Markt. "Da habe ich es bestimmt nicht forciert, dass unsere Leute auch noch beim Festzug mitmarschieren."
Aber welche Art von Entgegenkommen hätten die Trachtler vom Tourismusverein erwartet? Etwa Biermarken? Denn im Gegensatz zur Stadtkapelle haben die Schloßbergler keine bekommen. "Um die Marken gehe es nicht", sagt Kriesmair. "Seine Maß kann jeder von uns schon selber zahlen, aber eine Limo für die Kinder, das sollte als Dankeschön drin sein."
An die Adresse von Hans Hartung, dem Chef des Tourismusvereins sagt Kriesmair: "Wir erhoffen uns in Zukunft ein wenig mehr Wertschätzung - zumindest für unsere Jugendlichen."
Gegenüber den SN signalisierte Hartung gestern Kompromissbereitschaft. "Was die Limo für die Kinder angeht, werden wir den Trachtlern entgegenkommen."
Allerdings fügt er gleich hinzu: "Eine Maß Bier für die Erwachsenen wird es sicher nicht geben." Denn wenn der Tourismusverein künftig jedem eine Maß zahle, dann gehe der Verein bald pleite.
"Wir verschicken jedes Jahr 150 Einladungen an die Schongauer Prominenz", sagt Hartung. "Zum Beispiel an die Stadträte, die Stadtpfarrer oder die Vereinsvorstände. Und die bekommen schon eine Maß und ein halbes Hendl."
Schloßbergler-Chef Kriesmair meint aber, dass sich die Trachtler bereits über eine winzige Geste der Wertschätzung freuen würden: "Es wäre ja schon was, wenn einmal jemand zu uns sagt: ,Schön, dass ihr beim Zug dabei gewesen seid.'"
Aber so eine Geste sei ganz bestimmt nicht üblich, betont Hartung: "Der Festzug zum Volksfest hat Tradition. Und für mich ist es selbstverständlich, dass auch die Trachtler mitmarschieren."
Mit diesem Aussagen macht Hartung sich bei den Trachtlern keine Freunde: Dass die Schongauer V.I.P.s Bier- und Hendlmarken kriegen, die Schloßbergler aber nicht, schürt zwangsläufig eine Neid-Debatte. Und dass Hartung es nicht für angebracht hält, sich bei den Schloßberglern zu bedanken, schüttet Wasser auf die Mühlen derjennigen Trachtler, die bereits einen Hals auf den Chef des Tourismus-Vereins haben. Und das sind nicht wenige. Den Eindruck hatte ich jedenfalls am Freitagabend auf dem Volksfest. Mal sehen, wann der erste wütende Leserbrief in den Schongauer Nachrichten auftaucht.