Los Straitjackets - Der coole Soundtrack zum sensationell warmen Winter
Photo by Jim Graham
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Wie abgefahren ist das denn?
Vier Jungs verkleiden sich mit den Masken mexikanischer Wrestler, brabbeln bei ihren Auftritten ein klischeehaftes Mexikanisch-Englisch-Gemisch und kommen noch dazu aus Nashville / Tennesse, der offiziellen Hauptstadt der Country-Music.
Und erst ihre Musik: Surf-Rock-Coversongs von "My heart will go on" oder der Titelmelodie der Fernsehserie "The Munsters". Das Quartett nennt sich "Los Straitjackets" und ihr Sound kommt so lässig daher wie ein eiskalter Tequila Sunrise an einem heißen August-Abend.
Weil man sich nur schwer vorstellen kann, wie Celine Dions Kitsch-Bombe im Beach-Boys-Gewand klingt, empfiehlt sich auf jeden Fall eine Hörprobe auf ihrer Homepage.
Obwohl es die Straitjackets schon seit 1988 gibt, sind sie trotz einiger Auftritte beim amerikanischen Talkshow-König Conan O'Brien leider noch nicht über den undankbaren Status einer Kult-Band hinausgekommen. Was einmal mehr beweist, dass Innovation und Massengeschmack sich nicht zwangsläufig vertragen. Macht nix - von der "jugendseite" bekommen sie trotzdem das Prädikat "extrem empfehlenswert" und wir erklären die Straitjackets hiermit zum Soundtrack für den carambamäßig warmen Januar.
Relikt aus einer besseren Jugendkultur © Universal Was haben wir damals gelacht!
Pubertierende Heerscharen in kollektiver Hysterie bei ihren Konzerten. Tränen, Schreikrämpfe! Teddybären und der erste BH fliegen auf die Bühne. Jede Woche werden sie pflichtgemäß auf Platz eins der Bravo-Charts gewählt. In den Teenie-Postillen kaum ein anderes Thema: Starschnitt, Startreff und regelmäßige "Wer ist der Süßeste?"-Wahlen.
Dann die Katastrophen im Lauf nur eines halben Jahres: 13, 14-jährige Mädchen drohen mit Selbstmord, weil Robbie ausgestiegen ist. Massenpanik gerade erst Geschlechtsreifer Gören, als sie wenige Monate später ihre Auflösung bekannt geben. Aus der Mädchen-Traum!
Ja, so war das mit Take That.
Der Spuk hat ein Ende, dachte man im Frühsommer 1996. Tiefer kann die Jugendkultur auch nicht sinken.
Heute sind wir klüger:
Tokio-Hotel, Paris Hilton und Sido.
Heute schüren die Medien eine weit schlimmere Hysterie. Wegen talentloser Kids aus dem Ossiland mit tuntigem Frontmann.
Wegen einer noch talentloseren Hotelerbin, deren einprägsamste Leistung darin besteht, sich vor laufender Kamera mit der vollen Ladung ihres Ex-Freunds vollzusauen.
Und wegen ... bah... Sido. Der Apokalypse der deutschen Jugendkultur! Texte, die auch von 16-jährigen Schulabbrechern kommen könnten. Und erst der Name: "Super-Intelligentes-Drogen-Opfer". Zweifellos sind zwei Bestandteile davon Blödsinn.
Hiermit gestehen wir offiziell ein:
Eigentlich war das gar nicht so schlimm mit Take That. Eigentlich sind Back for Good und Babe ja feine Songs, die den Scheiß, der später von Echt und Tokio Hotel kam, mal locker in den Schatten stellen. Obwohl man damals ja Oasis oder Rage Against the Machine gehört hat und sowas auf keinen Fall gut finden durfte.Jetzt sind sie wieder da: Take That! Ohne Robbie. Aber mit einer Saustarken Nummer.Ja, Patience hat es völlig zurecht auf Platz 1 der deutschen Charts geschafft. Und das Lied ist auch hundertmal besser, als alles, was Robbie in den letzten beiden uninspirierten Jahren rausgebracht hat.
Ein Vorschlag deswegen: Wenn man sich überlegt, was für Mördersongs Robbie nach seiner Take-That-Zeit rausgebracht hat, wäre es doch keine schlechte Idee, Mr. Williams per Gerichtsbeschluss in Ketten zu legen und ihn jeden Abend zu seinen Ex-Kollegen auf die Bühne zu schleifen.
Welcome back Howard, Mark, Jason and Gary. Hoffentlich bleibt Ihr uns noch ein wenig erhalten...
Wir würden uns jedenfalls freuen, wenn heute ein Teenie-Notruftelefon wegen Euch und nicht wegen Bill Kaulitz eingerichtet wird.