Sonntag, 27. Juli 2008

Volksfest-Skandälchen: Festzug ohne Schloßbergler

Das Schongauer Volksfest hat gerade erst angefangen und schon gibt es das erste Skandälchen. Wer, wie ich, am Freitagabend bei der Eröffnung dabei war, kennt natürlich längst das Gerücht, das in Windeseile im Festzelt die Runde gemacht hat: Hans Hartung, der Chef des Tourismusvereins soll zu knickert gewesen sein, den Schloßberglern eine Biermarke zu schenken - als Gegenleistung dafür, dass die Trachtler beim Festzug mitmarschieren. Und deswegen sollen die Schloßbergler Hartung eine Abfuhr erteilt haben. Bei den Besuchern des Volksfests soll dann die Tuschelei losgegangen sein, sobald der Zug am Festplatz einmarschierte. Immerhin: Ein halbes Dutzend Trachtler ist dann doch mitgezogen. Aber das Skandälchen war perfekt: Die Schlossbergler boykottierten die Eröffnung. So hat mir diese Geschichte zumindest ein Trachtler vor dem Zelt geschildert.



Hans Hartung, wie ihn einige Schloßbergler beschreiben.

Quelle: www.flickr.com


So berichten die Schongauer Nachrichten in ihrer heutigen Montag-Ausgabe über die Geschichte:

Ärger überschattet Volksfest-Eröffnung


Trachtler vom Tourismusverein enttäuscht

Schloßbergler-Chef Kriesmair vermisst Geste der Dankbarkeit - Hartung will Limo spendieren

Schongau - Es war am Freitagabend ein heißes Thema auf dem Schongauer Volksfest: Warum sind fast keine Schloßbergler im Festzug mitmarschiert? Im Bierzelt machte sogar das Gerücht eines Trachtler-Boykotts die Runde. "Nein, davon kann keine Rede sein", versicherte Schloßbergler-Chef Franz Kriesmair gestern Nachmittag. "Allerdings ist uns der Tourismusverein auch nicht besonders entgegengekommen und da hat bei vielen die Lust gefehlt, mitzumarschieren."

Grundsätzlich sei der Terminkalender der Trachtler derzeit ziemlich voll. "Wir haben genug Veranstaltungen, auf denen wir präsent sein müssen", betont Kriesmair und nennt etwa das gestrige Lechgau-Trachtenfest in Lechbruck, oder den Getränkeausschank beim Historischen Markt. "Da habe ich es bestimmt nicht forciert, dass unsere Leute auch noch beim Festzug mitmarschieren."

Aber welche Art von Entgegenkommen hätten die Trachtler vom Tourismusverein erwartet? Etwa Biermarken? Denn im Gegensatz zur Stadtkapelle haben die Schloßbergler keine bekommen. "Um die Marken gehe es nicht", sagt Kriesmair. "Seine Maß kann jeder von uns schon selber zahlen, aber eine Limo für die Kinder, das sollte als Dankeschön drin sein."

An die Adresse von Hans Hartung, dem Chef des Tourismusvereins sagt Kriesmair: "Wir erhoffen uns in Zukunft ein wenig mehr Wertschätzung - zumindest für unsere Jugendlichen."

Gegenüber den SN signalisierte Hartung gestern Kompromissbereitschaft. "Was die Limo für die Kinder angeht, werden wir den Trachtlern entgegenkommen."
Allerdings fügt er gleich hinzu: "Eine Maß Bier für die Erwachsenen wird es sicher nicht geben." Denn wenn der Tourismusverein künftig jedem eine Maß zahle, dann gehe der Verein bald pleite.

"Wir verschicken jedes Jahr 150 Einladungen an die Schongauer Prominenz", sagt Hartung. "Zum Beispiel an die Stadträte, die Stadtpfarrer oder die Vereinsvorstände. Und die bekommen schon eine Maß und ein halbes Hendl."

Schloßbergler-Chef Kriesmair meint aber, dass sich die Trachtler bereits über eine winzige Geste der Wertschätzung freuen würden: "Es wäre ja schon was, wenn einmal jemand zu uns sagt: ,Schön, dass ihr beim Zug dabei gewesen seid.'"

Aber so eine Geste sei ganz bestimmt nicht üblich, betont Hartung: "Der Festzug zum Volksfest hat Tradition. Und für mich ist es selbstverständlich, dass auch die Trachtler mitmarschieren."


Mit diesem Aussagen macht Hartung sich bei den Trachtlern keine Freunde: Dass die Schongauer V.I.P.s Bier- und Hendlmarken kriegen, die Schloßbergler aber nicht, schürt zwangsläufig eine Neid-Debatte. Und dass Hartung es nicht für angebracht hält, sich bei den Schloßberglern zu bedanken, schüttet Wasser auf die Mühlen derjennigen Trachtler, die bereits einen Hals auf den Chef des Tourismus-Vereins haben. Und das sind nicht wenige. Den Eindruck hatte ich jedenfalls am Freitagabend auf dem Volksfest. Mal sehen, wann der erste wütende Leserbrief in den Schongauer Nachrichten auftaucht.

Georg-Filser-Gedächtnissportfest: Gerade vorbei, schon auf Youtube

Mein lieber Schwan, was ist das Internet mittlerweile aktuell:

Erst vor wenigen Stunden, im Laufe des heutigen Sonntagnachmittags, ist das Georg-Filser-Gedächtnissportfest in Schongau zu Ende gegangen. Und schon kann ich mir auf Youtube das erste Video zum 1000-Meter-Lauf anschauen:

Mittwoch, 16. Juli 2008

Diktatoren vor Ort. Heute: Mobutu Sese Seko

Die Luftlande/Lufttransportschule der Bundeswehr in Altenstadt empfängt immer wieder Gäste von hohem politischen Rang:

Neulich war Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) zu Gast.
(Bericht der Schongauer Nachrichten)

Aber ein Blick ins Archiv der Schongauer Nachrichten zeigt, dass auch schon mal ein ganz anderer schwarzer Oberbefehlshaber an der LL/LTS zu Gast war.

Nämlich der hier:



Joseph Mobutu: Seines Zeichens ins Amt geputschter Ex-Präsident der Demokratischen Republik Kongo und einer der korruptesten Drittwelt-Dikatoren überhaupt.

Und zwar am 21. Mai 1964. Das ist der Bericht aus dem Archiv:



Ja, Mobutu war in Altenstadt. Und das ein gutes Jahr bevor der damalige Armeekommandeur des Kongo (heute als Zair bekannt), den Präsidenten Joseph Kasavubu aus dem Amt putschte.

Die Seite Dictatorofthemonth schreibt einiges zum Lebenslauf Mobutus:

Um es kurz zu fassen: Anfangs wird er von den USA unterstützt, bald plündert er sein Land ruchlos aus, lässt Foltern und Morden und haut 1997 ins Exil ab. Ach ja: Zwischendrin betrieb er eine konsequente "Afrikanisierung" seines Landes: Mobutu ließ Ortsnamen oder der persönlichen Namen ändern, um eine „afrikanische“ Identität besser zu reflektieren und das Erbe der Kolonialzeit abzulegen. Sich selbst benannte er von Mobutu um in Sese Seko Kuku Ngbendu wa za Banga. Was ungefähr bedeutet: „Der machtvolle Krieger, der wegen seiner Ausdauer und seines unbeugsamen Siegeswillens von Eroberung zu Eroberung schreitet und Feuer in seiner Spur hinterlassen wird“

Peter Scholl-Latour übersetzte den Namen in "Mord am großen Fluß", seiner Sammlung genialer Afrika-Reportagen übrigens mit "Mobuto auf alle Zeit, der mächtige Hahn, der keine Henne unbestiegen läßt". Was angesichts seines Privatlebens einleuchtet.


Keine Frage: Josephdésirémobutusesesekokukungbenduwazabanga war ein Tyrann und ein Ausplünderer. Aber eines muss man ihm lassen: Seine Leopardenmütze, die hatte verdammt noch mal Stil:




Was Mode anging, hinkten andere Unterdrücker wie Nicolae Ceauşescu, Idi Amin oder Augusto Pinochet deutlich hinterher.

Donnerstag, 3. Juli 2008

Sensation: Zeller und Hartung auf einem Bild

Dass ich das noch erleben darf:

Landrat Dr. Friedrich Zeller (SPD) und der Schongauer Stadtrat Hans Hartung (CSU) lachen gemeinsam auf einem Foto.



Nein, natürlich lachen sie sich nicht gegenseitig an. Wäre angesichts der Kruzifix-Kontroverse zwischen Zeller und Hartung auch verwunderlich.

Jedenfalls lächeln der Chef des Schongauer Tourismusvereins und der Landrat bei der Bierprobe vor dem Volksfest pflichtschuldig in die Kamera.

Zugegeben: Beide nehmen den weitest möglichen Sicherheitsabstand ein und tun gar nicht erst so, als wollten sie sich hinterher eines Blickes würdigen.

Es ist ein Handymast! Wer hätte das gedacht?

Das Geheimnis ist gelüftet: Bei dem mysteriösen Masten an der Sonnenstraße, zu dem ich bereits zweimal gepostet habe (hier und hier, handelt es sich tatsächlich um einen Mobilfunkmasten:



Wer hätte das nur gedacht?

Die Sensation vermelden heute die Schongauer Nachrichten:

Die Firma O2 hat auf dem ehemaligen Richtfunkmasten an der Schongauer Sonnenstraße Sendemasten installiert und ist damit dem Beispiel von T-Mobile gefolgt.

Mit den neuen Masten will O2 die Altstadt flächendeckend versorgen. Der Sendemasten soll im August in Betrieb gehen. Ein Sprecher der Firma betont, dass die Richtwerte eingehalten seien.


Jetzt kann es nicht mehr lange dauern, bis sie zu Felde ziehen: Die Mobilfunk-Gegner. Aber bitte hurtig, bevor die Handystrahlung uns alle umbringt!

Aber das Ganze hat ja auch etwas Gutes: Wer angesichts der bevorstehenden Urlaubssaison nicht weiß, was er mit seiner freien Zeit anfangen soll, dem sei das Kultivieren einer handfesten Angst vor Mobilfunkstrahlung empfohlen.

Mehr dazu von Blogger David Harnasch:


Angst der Woche: Elektrosmog durch Mobilfunk
Published by senordaffy April 3rd, 2007 in Angst der Woche

Zielgruppe: Naturfreunde, die gegen ihren Willen gezwungen sind, in der Stadt zu leben und den hieraus resultierenden Frust kanalisieren möchten.

Sozialprestige: Als Gegner erscheinen mächtige Telefon- und Stromkonzerne, das bietet einen hohen David-gegen-Goliath-Faktor. Der Elektrosmogphobiker macht sich zum Anwalt unschuldiger Kinder und Senioren (die die Bedrohung nicht verstehen können) sowie aller anderen Mitmenschen (die die Bedrohung nicht verstehen wollen). Selbst „elektrosensibel“, ist er gleichzeitig ein bedauernswertes Opfer. Moralische Unterstützung erhält er von Naturheilern und Ärzten, die sich ein Zubrot verdienen möchten. **** / *****

Wahnwitzfaktor: Während eine aktuelle Studie aus dem “International Journal of Cancer” von keinem erhöhten Krankheitsrisiko durch Mobilfunk berichtet, weiß allein der Deutsche Alpenverein von Tausenden Fällen, in denen dank schnellerer Notrufe Leben gerettet und Leiden vermindert werden konnten. Bürgermeister Bloomberg ließ 2003 in New York nach Funklöchern fahnden, derentwegen Tausende Notrufe jährlich verzögert erfolgten. ***** / *****

Persönlicher Nutzen: Der Handyparanoiker genießt ungestörte Ruhe auch dann, wenn normale Menschen vergessen, ihr Telefon auszuschalten. Er wird weder nachts von betrunkenen Freunden geweckt, noch Sonntags von überstundenleistenden Kollegen belästigt. Im Theater, Kino und Restaurant fällt er nur bei schlimmen Hustenanfällen negativ auf. Alibis zum Zweck des Seitensprungs sind leicht zu konstruieren und schwer zu knacken. Da er seine Existenz niemals einem kleinen technischen Gerät übereignete, ist er vor dessen Verlust oder Defekt absolut sicher. Als einziger Mensch weit und breit weiß er bis zu zwanzig Telefonnummern auswendig, was er demnächst bei „Wetten Dass“ beweisen wird. Seine Wehwehchen haben andere auch, er aber hat außerdem einen Schuldigen. Erleidet er einen Unfall, kann er sich trotz allem darauf verlassen, dass ein Passant mit dem eigenen Mobiltelefon den Rettungsdienst ruft. **** / *****

Gesellschaftlicher Schaden: Gering. Da die gesamte zivilisierte Welt ohne Mobilfunk innerhalb weniger Stunden zusammenbräche, bewegt die Anti-Elektrosmog-Bewegung nur die eigenen Gemüter. Anti-Funk-Fanatiker trauen sich im persönlichen Kontakt meist nicht, so aggressiv wie manch militanter Nichtraucher aufzutreten. * / *****

Fazit: Die Angst vor elektromagnetischer Strahlung lässt sich bei überschaubarem Aufwand bestens in den Alltag integrieren. Wer mit dieser Phobie liebäugelt, hat in aller Regel bereits ein soziales Umfeld, das ihn bei seinem neuen Hobby begeistert unterstützen wird. **** / *****


Grandios ist übrigens diese TV-Kritik von Harnasch zu einem Brisant-Bericht über einen Elektrosensiblen:


"Schön, dass der MDR Herrn Weiner als Freak vorführt und nur so tut, als würde man ihn ernst nehmen."